Ich lebe seit fünf Jahren in einer Kleinstadt in Baden-Württemberg. Meinen zehn Jahre alten Volkswagen Golf habe ich gegen mein Elektrodreirad eingetauscht. Meine Freunde ziehen mich immer mit meinem Retro-Look auf. Aber erst wenn ich täglich damit durch die Straßen fahre, wird mir klar, wie gut dieser einzigartige Komfort wirklich zu meinem Lebensstil passt.
Traditionelle Autos haben sicherlich ihre Vorteile – auf einer Geschäftsreise nach München auf der Autobahn passen Kundenmuster und Wäsche für eine Woche in den Kofferraum, und die Sitzheizung schützt im Winter vor der Kälte des Schwarzwalds. Aber in einer Kleinstadt können sie ein echtes Ärgernis sein. Morgens, wenn ich zum Bäcker fahre, um Brötchen zu kaufen, ist der Parkplatz draußen immer voll. Ich muss drei Blocks fahren, um einen Platz zu finden, und habe dann Angst, auf dem Rückweg einen Strafzettel zu bekommen. Wenn ich am Wochenende zu einem Bauernhof in der Vorstadt fahre, um frisches Gemüse zu kaufen, muss ich beim Überholen anderer Autos auf den schmalen Landstraßen immer wieder in den Rückspiegel schauen, um den Wildblumen auszuweichen. Ganz zu schweigen von der monatlichen Gasrechnung, der Garagenmiete und den jährlichen Inspektionsgebühren, die zusammen mehr kosten als mein Jahresabo des Spiegels.
Ein Elektrodreirad ist anders. Es ist so kompakt wie ein breiteres Fahrrad, bietet aber mehr Platz – meine Aktentasche, Einkäufe und im Winter sogar eine kleine Decke für meine Beine. Am überraschendsten ist die Parkfreiheit: Ich kann es auf dem Fahrradparkplatz vor der Bäckerei abstellen oder mir eine Parkmöglichkeit am Rathaus suchen. Keine zehn Minuten mehr mit der Parkplatzsuche verschwenden. Und das Aufladen ist kinderleicht. Ich stecke es abends in eine normale Steckdose in der Garage, und am nächsten Morgen ist es voll geladen. Meine monatliche Stromrechnung beträgt weniger als 15 Euro, ein Bruchteil der Benzinrechnung meines Autos. Für einen Deutschen wie mich, der Wert auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis legt, ist es die perfekte, rationale Entscheidung.
Sein Nutzen liegt in seinen praktischen Anwendungen.
Jeden Morgen um 7:30 Uhr fahre ich damit zum Kindergarten. Die Ladefläche des Dreirads ist mit ihrem Lieblingskissen, einem Bären, bedeckt, und sie sitzt da und hält ein Bilderbuch in der Hand. Als wir an einem Café an der Ecke vorbeikommen, streckt sie die Hand aus, um Hallo zu sagen – viel lustiger, als schweigend durch das Autofenster zu stapfen. Die Straße zum Kindergarten ist eng, und die Autos stecken ständig im Stau. Mein Dreirad flink wie ein Fisch und kommt quietschend am Eingang zum Stehen. Meine Tochter springt heraus und winkt, und ich fahre ohne Verzögerung zum nahegelegenen Supermarkt, um Frühstück zu kaufen.
Wochenendmorgens ist „Einkaufszeit“. Ich fahre mit meinem Dreirad zum Bauernmarkt in der Stadt: Links neben der Ladefläche steht eine Stofftasche mit Eiern und Milch, rechts frischer Spargel und Erdbeeren, und in einem kleinen Fach in der Mitte befindet sich die selbstgemachte Marmelade, die meine Frau mich gebeten hat, mitzubringen. Wenn wir Nachbarn treffen, die dasselbe Dreirad fahren, halten wir am Markteingang an, um uns zu unterhalten und zu vergleichen, wessen Tomaten die rötesten und wessen Honig der reinste ist. Diese Art von Wärme einer „zufälligen Begegnung“ ist nicht mit dem flüchtigen Nicken eines heruntergekurbelten Autofensters zu vergleichen. Manchmal kaufe ich zu viel ein, und das Bett passt nicht mehr, also hänge ich die faltbare Einkaufstasche über den Lenker und radle langsam nach Hause. Der Fahrtwind, der mir ins Gesicht weht und den frischen Duft von Gemüse mit sich trägt, ist angenehmer, als die Klimaanlage einzuschalten.
Wenn ich nachmittags Zeit habe, fahre ich damit einen Spaziergang am nahegelegenen See. Der Weg am See ist für Autos gesperrt, und Fahrräder müssen über den Holzsteg getragen werden, den nur Elektrodreiräder sicher befahren können. Wir parken auf der Wiese am Seeufer, wo Picknickdecke, Thermoskanne und die Spielsachen meiner Tochter leicht vom Bett abgeladen werden können. Wir sitzen am See und sonnen uns, während unsere Familie in der Ferne Schwäne vorbeischwimmen sieht, während meine Tochter in der Nähe Schmetterlinge jagt. Wenn wir müde werden, legen wir uns zurück ins Bett, um uns auszuruhen. Diese Freiheit, jederzeit anzuhalten und die Natur zu genießen, bieten herkömmliche Autos nicht – sie sind zu schnell und geben uns immer das Gefühl, zum nächsten Ziel zu hetzen. Die Langsamkeit eines Dreirads ermöglicht es mir, die kleinen Freuden des Lebens einzufangen.
Und nach einem Schneefall im Winter sind die Straßen in der Kleinstadt etwas rutschig. Die Autos fahren vorsichtig, aber mein Dreirad ist bemerkenswert stabil. Mit einer Schneeschaufel und Salz auf der Ladefläche halte ich an und helfe beim Schneeschaufeln auf der Treppe meines Nachbarn, wenn sich vor seiner Tür Schnee türmt. Die Deutschen praktizieren „Nachbarschaftshilfe“, und dieser „Vorbeikommen“-Ansatz manifestiert sich oft in diesen „Spot-Ins“ mit dem Dreirad. Bei Besuchen bei Verwandten zum Frühlingsfest lade ich die Ladefläche mit selbstgebackenen Keksen und Rotwein voll. Anders als beim Autofahren muss ich mir keine Gedanken um einen Parkplatz machen. Ich kann einfach im Garten meiner Verwandten parken, aussteigen, an die Tür klopfen und meine Geschenke tragen – ein entspanntes und bequemes Erlebnis.
Manche Leute fragen mich, ob Elektrodreiräder nicht praktisch genug sind. Tatsächlich müssen die meisten Deutschen, die in Kleinstädten leben, weder weite Strecken zurücklegen noch täglich viel Gepäck transportieren. Wir brauchen vielmehr ein Fortbewegungsmittel, das „einfach, sparsam und lebensfreundlich“ ist. Ein herkömmliches Auto ist wie ein Alleskönner, der sich für eine Vielzahl komplexer Situationen eignet. Ein Elektrodreirad hingegen ist eher ein „enger Begleiter“. Es kennt meine täglichen Fahrten zum Bäcker, Kindergarten und Markt, weiß, dass ich es genieße, am See in der Sonne zu liegen, und weiß, dass ich die Wärme meiner Nachbarn schätze. Es ist kein „Ersatz“ für Autos, sondern eine Alternative, die „das Leben besser versteht“. Mein Elektrodreirad begleitet mich nun seit zwei Jahren. Das Bett ist mit selbstgemachten Aufklebern meiner Tochter geschmückt, der Lenker mit ihren selbstgemalten Flaggen und die Sitzpolster sind weich und bequem. Jeden Morgen fahre ich noch immer damit zum Brotkauf. Wenn ich die Sonne auf das Kopfsteinpflaster der Kleinstadt scheinen sehe und dem Knirschen der Räder im Laub lausche, überkommt mich immer ein Gefühl von Ruhe und Geborgenheit. Das ist vielleicht die Lebensqualität, die die Deutschen am meisten schätzen: nicht nach Schnickschnack zu suchen, sondern einfach darauf zu achten, „ob es einem passt“. Und mein Elektrodreirad ist einfach Teil meines Lebens geworden.